"Billies Blues" Die Billie Holiday Story
"Billies Blues" Die Story

von Marijke Jährling
Sie ist eine Legende des Jazz. Und Legenden sterben bekanntlich früh: Mit nur 44 Jahren verendete Billie Holiday, noch am Sterbebett verhaftet und bewacht von Beamten der Drogenpolizei, in einem New Yorker Krankenhaus. Eine Szene, spektakulär und zugleich erbärmlich. Zwischen solchen Gegensätzen bewegte sich das Leben der farbigen Sängerin, die sang „damit sie sehen, dass ich keine Angst habe“. Denn fürchten musste sie sich ständig: Vor willkürlichen Verhaftungen, Gewalt, Pöbeleien, im Kampf ums nackte Überleben.
Mit „Billies Blues“ zeigt die compagnie schattenvögel im West Side Theatre eine szenisch-musikalische Collage aus den letzten Lebensjahren der eigenwilligen, großartigen Sängerin. So wie sie einen Song nie gleich sang sondern immer wieder neu erzählte, so legte sie auch über ihre Lebensgeschichte immer wieder neue Interpretationen vor. Das Klischee sieht sie gerne als Opfer der Männer, die sie brauchte um zu überleben, und die sie ausnutzten: Jimmie Monroe, Louis McKay, allesamt Zuhälter und windige Typen. Wer sie aber wirklich war, darüber erzählt ihre Musik mehr als jede Biografie.
Ihr Leben legt Zeugnis ab vom tief verwurzelten Rassismus in den USA, davon, wie Menschen von einer paranoiden Gesellschaft zerstört werden, die sich ihre Feindbilder immer wieder selbst heran züchtet. In „Billies Blues“ ist dies die Stimme von H. J. Anslinger, dem Gründer des FBN (Federal Bureau of Narcotics), dessen verbissener Kampf gegen Drogen nur ein Ziel hatte: ein sauberes weißes Amerika. Doch: Was wäre dieses Amerika ohne die Musik all der schwarzen Künstler, ohne die Stimme von Billie Holiday!
Einen Zusammenschnitt der Produktion finden Sie bei youtube